«Gömmer Kilimanjaro»

Neun ist meine Glückszahl. Es ist das neunte Mal das ich für Aktivferien auf den Kilimanjaro gehe. Auf der Teilnehmerliste stehen neuen Namen. Der älteste Gast ist 69 Jahre alt. Wenn das keine gute Omen für eine erfolgreiche Reise sind! So packe ich einmal mehr voller Freude meine Tasche und fliege mit den Gästen nach Afrika, 330 Kilometer südlich vom Äquator.

Biogemüse am Kilimanjaro
«Das ist ein toller Einstieg in das Leben in Tansania,» sagt Stefan und fotografiert die nächst Strassenszene in Marangu. Unsere Bergführer spazieren mit uns durch ihr Dorf am Fusse des Kilimanjaro. Sie zeigen uns die verschiedenen Bananensorten, Fruchtbäume und klären uns über die Sitten und Gebräuche der hier lebenden Chaga auf. Die Chaga sind einer 127 Völkerstämme die in Tansania zusammenleben. Friedlich und ohne Streit, wie sie uns bei jeder Gelegenheit erklären. Mister Evarest führt voller Stolz durch den Garten des Kilimanjaro-Farmhaus und zeigt uns die Rüebli, Zwiebeln und Auberginen die wir beim Anstieg auf den Kili essen werden. Biologisch angebaut, wie Evarest ausdrücklich festhält. Die Frauen, welche die Kochbananen am Dorfmarkt verkaufen, lachen sich krumm als wir versuchen einen Strunk Bananen auf dem Kopf zu balancieren. Sie selbst machen das mit einer Leichtigkeit und Grazie für die wir sie nur bewundern können.

Pole Pole. Langsam Langsam.
Durch den grünen Regenwald wandern wir vom Parkeingang auf 1720m vorbei an Grünen Meerkatzen, Mantelaffen und Baumschliffer zur Mandarahütte auf 2720m. «Ich schnalle zwar noch nicht ganz, dass wir jetzt unterwegs auf den Kilimanjaro sind, aber mir gefällts!» lacht Felix und beobachtet wie ein kleiner schwarz-weisser Mantelaffe am weissen langen Schwanz seiner Mutter herumturnt. Am nächsten Morgen nebelt und nieselt es beim Morgenessen. «Hakuna matata (kein Problem)!» erklärt Mister Livingstone, unser Leadguide. «Sind wir erst einmal über  dem Regenwaldgürtel wird die Luft trockener,» lacht er. Und tatsächlich, bei den Horombohütten auf 3720m,  grüsst uns am Abend die Spitze des Kilimanjaros im sanften Abendlicht. «Ich glaube das wird nichts,» stöhnt Erika als sich die ersten Symptome der Höhenanpassung bei ihr bemerkbar machen. Aber auch hier gilt unser Mantra: Pole Pole (Langsam Langsam). Und am nächsten Morgen sitzt Erika wieder mit der Gruppe beim Frühstück und findet das Porridge schmecke gar nicht so schlecht. Wir steigen zur Akklimatisation vorbei am Zebrafelsen zum Sattel auf 4353m auf und schauen uns die Anstiegsroute zum Kraterrand genauer an. «Eine ziemliche Geröllhalde aber machbar,» lautet das trockene Urteil des 69-jährigen Roland, den unsere Mannschaft liebevoll Babu (Grossvater) nennt. Am Nachmittag teilt uns Kassim, unser Küchenjunge, beim Uno-Spielen mit den Bergführern mit, dass wir allen Kaffee aufgebraucht haben. Doch die Nachschubkette am Berg funktioniert und zum Abendessen aus Benedicts hervorragender Bergküche schlürfen wir alle wieder heissen Africacafé.

«Gömmer Kilimanjaro!»
Am vierten Tag wandern wir an Riesen-Senecien vorbei und durch die alpine Wüste hoch zur Kibohütte auf 4720m. Wir trinken noch einmal so viel Tee und Kaffee wie wir können, essen Spaghetti und legen uns in die warmen Schlafsäcke. Schlafen tun wir zwar kaum, volle Blasen und Nervosität machen sich bemerkbar. «Gömmer Kilimanjaro!» ruft Emanuel, einer unserer Führer, um Mitternacht in seinem besten Schweizerdeutsch in die sternenklare Nacht hinaus. «Pole Pole,» mahnt Mister Livingstone und führt uns im Licht der Stirnlampen bergan Richtung Kili. «Echt jetzt, in diesem Tempo?» erkundigt sich Patrik unser Jüngster mit seinen 1.89 Meter Körpergrösse und Schuhgrösse 47. Aber auch Patrik lernt hinter Livingstone halbe Schritte zu machen und wandert brav im Gänsemarsch den Berg hoch. Die Nacht ist relativ warm und es geht nur ein sanfter Wind, über unseren Köpfen leuchtet die Milchstrasse. Schritt für Schritt. Atemzug für Atemzug. Zehen in den Schuhen bewegen. Erste Gipfelaspiranten haben aufgegeben und steigen erschöpft an uns vorbei ab. Schritt für Schritt steigen wir höher. Und plötzlich sind wir nicht mehr die Letzten am Berg sondern überholen erste Berggänger. Schritt für Schritt. Atemzug für Atemzug. «Das wars, ich geh runter,» meldet sich Günther, unser zweiter Hühne in der Gruppe. «Rafiki (Freund), das sind hier bereits die Felsen unter dem Gillman’s Point, hier geben wir sicher nicht auf,» erklärt Emanuel. Ein Schluck Coca-Cola. Ein Traubenzucker in den Mund. Und weiter geht’s. Pole Pole. Schritt für Schritt. Pause. Schritt für Schritt. In unserem Rücken geht langsam die Sonne auf und bringt Wärme und Kraft zurück. Der Gillman’s Point ist geschafft. Vor uns leuchten die Gletscher in der Morgensonne. Rechts ruht der schlafende Reuschkrater. Twende Twende (Weiter weiter)! Wir wandern dem Kraterrand entlang Richtung Gipfel. Schritt für Schritt. Pole Pole. Und alle stehen wir bald schon auf dem Dach von Afrika. Mit dem Uhurupeak, dem Gipfel der Freiheit, 5895m, als höchsten Punkt. «A strong and lucky group again!» lacht unser Glücksbringer und Bergführer Goodluck übers ganze Gesicht und umarmt uns voller Freude. Wir freuen uns auch und gratulieren uns rundum gegenseitig. Livingstone weist die anderen Führer in die Schranken und so kommen auch wir zum verdienten Gipfelfoto. «Irgendwie fehlt mir noch das grosse Glücksgefühl, es ging alles so schnell», sagt Yvonne als wir abends bereits wieder in den Horombohütten sitzen. Aber als uns die Crew unter der Leitung unseres Kochs Benedict den Kilikuchen singend überreicht und wir ausgelassen Singen und Klatschen, sinkt die Erkenntnis voller Stolz und Freude in unser Bewusstsein: wir waren oben und haben uns den Traum vom Kilimanjaro erfüllt.

Zurück im Hotel feiern wir mit unseren Trägern, Bergführern, der Küchenmannschaft und den Hotelangestellten den Gipfelerfolg. Über dreissig Einheimische haben für uns gearbeitet und Tanzen und Singen und freuen sich mit uns. Wehmütig verabschieden wir uns von unseren neu gewonnen Freunden mit herzlichen Umarmungen, Dankeschöns und Glückwünschen.

Zelten unter Schirmakazien
«Wow. Der absolute Wahnsinn!» lacht Jolanda als wir mit den Safarijeeps im neuen Aktivferien Privatcamp einfahren. Über unseren neuen, geräumigen Hauszelten ragen ausladende Schirmakazien in den Himmel und vor uns wartet der Ngorogorokrater mit Nashörnern und Löwen auf unseren morgigen Besuch. «Welcome to our new Kuhama Private Camp, my dear guests,» begrüsst uns Mister Yuma stolz. «Vom Feinsten!» nickt Roman als wir uns beim Lagerfeuer in der grossen Feuerschale zum Apéro einfinden. Erste Geschichten und Erinnerungen an die Kili-Besteigung machen die Runde  und ein feines Abendessen im Esszelt: «Self Service my dear guests. Ladies first!» runden den Tag ab. Über den Zelten leuchten erneut Millionen von Sternen und wir kuscheln uns an die warme Bettflasche unter der Decke und versinken in unsere Träume.

Lion Kings und Geparden
Unsere beiden Driverguides Godwin und Castro treten plötzlich aufs Gaspedal. Den ganzen Vormittag haben wir gemütlich Büffel, Zebras, Hyänen, Schakale und Gnus beobachtet, aber jetzt pressiert es plötzlich. «Dort! Zwei Löwen!» zeigt Jolanda. Tatsächlich. Stolz spazieren zwei Löwenmännchen durch die Savanne. Direkt an unseren Jeeps vorbei. Wir beobachten wie sich bei der nahen Büffelherde ein paar Büffel absondern und mit gesenkten Köpfen Richtung der beiden Löwen marschieren. Erst stolzieren die beiden Löwen ganz cool weiter, doch als die Büffel näher kommen legen sogar die zwei Könige der Tiere einen Schritt zu und stellen mit einem Sprung über den Fluss die nötige Distanz wieder her. Im Tarangirepark entdecken wir viele Giraffen und Elefanten. Am Tarangirefluss beobachten wir eine grosse Elefantenfamilie beim Wasserlöcher buddeln und Wasser trinken. Einfach wunderschön. Und auf der Fahrt zurück zur Lodge passiert was meist auf dem Rückweg passiert, über Funk erfahren wir das zwei Geparden einen Strauss erlegt haben. Los geht’s! Nach einer wilden Fahrt entdecken wir den noch frischen «kill». Mit blutverschmiertem Gesicht beobachten uns die beiden Geparden neugierig. Godwin lacht: «Zeit für unser eigenes Mittagessen my friends!»

Begegnungen mit spannenden Menschen
Am Strand beim Bluebay-Resort auf Sansibar steckt ein farbiges Schild im Sand: «Please leave nothing but your footprints.» Das werden wir. Mit nach Hause nehmen werden wir aber viele spannende Begegnungen mit wunderbaren Menschen. Das Wissen, das der Kilimanjaro verdient werden will. Das unsere Gruppe gemeinsam ihr Ziel erreicht hat. Das Pole Pole ein Motto und Mantra fürs ganze Leben ist. Das auf einer Safari jederzeit alles passieren kann.

«Another Kilimanjaro beer?» fragt Joyce und lacht übers ganze Gesicht. Wir nicken. Auf dem neu gekauften Tshirt von Felix steht: «Kilimanjaro. If you can’t climb it. Drink it.» Die Omen für die neunte Reise haben sich bewahrheitet: Kilimanjaro. We did climb it. Now we can drink it! Maisha marefu. Prost und langes Leben. Und bis bald!

Trekking in Myanmar: Mingalaba im goldenen Land.

Januar 2019, Dominik Abt, unterwegs für aktivferien.com auf dem Trekking in Myanmar

Wir sitzen am lodernden Lagerfeuer und singen uns die Seele aus dem Leib. Mit uns am Feuer sitzen die Kinder und  Erwachsenen des Bergdorfes in dem wir übernachten. Die Töffligang – das sind die acht Jungendlichen, die unser Gepäck mit ihren Motorrädern transportieren – setzen unter der Leitung unseres Kochs, er hat sogar eine Gitarre mitgebracht, zu einem nächsten Lied an. Es tönt erneut nach Liebe und Herzschmerz und unsere Boygroup gibt alles. Voller Inbrunst und Hingabe. Wir revanchieren uns mit allen Liedern, zu denen uns noch ein paar Zeilen und die Melodie einfallen. Zwei Lieder können wir gemeinsam singen: Stille Nacht/Holy Night und die kurzerhand abgeänderte Version von Happy Birthday: „Merry Christmas to you…“. Es ist eine magische, unvergessliche Nacht am Weihnachtstag unter dem mit Sternen übersäten Himmel in den Chin-Bergen im westlichen Myanmar. Unsere Schlafsäcke warten in der Schule hinter uns, welche die Dorffamilien kurzerhand für unser Nachtlager ausgeräumt hat.

Unser Trekkingguide Than, der Assistantguide Key und der Wasserträger Teho führen uns weiter auf zum Teil eigens für uns freigeholzten Pfaden durch Bambus-, Eichen- und Rhododendronwälder. Wir wandern von Bergrücken hinunter in Flusstäler, balancieren über schmale Bambusbrücken, baden die Füsse im kalten Wasser und marschieren wieder hoch auf den nächsten Bergrücken. Vorbei an alten Steingräbern, mal durch dichten Dschungel, mal durch lichte Baumhaine, zu Aussichtspunkten und begegnen unterwegs stundenlang keiner Menschenseele. Auch im nächsten Dorf hat sich der Dorfälteste seine schönsten Kleider angezogen und begrüsst uns persönlich mit einem herzlichen «Mingalaba». Er besteht darauf, dass wir in seine Hütte eintreten und serviert uns Tee. Es ist unglaublich wie einfach diese Menschen hier kochen, schlafen und leben. Unsere Crew zaubert erneut ein feines Essen aus ihren Töpfen über dem Holzfeuer. Und mit einem Schluck Mandalay Rum in den Tassen singen wir auch diesen Abend um das Lagerfeuer herum mit unserer Boygroup um die Wette. Bald schon sitzt eine Familie mit ihrer tätowierten Grossmutter und -all ihren Kindern bei uns und lacht. Einzig beim selbstgemachten Wein, den uns die Einheimischen voller Stolz anbieten, bleiben wir vorsichtig. Diese Nacht verbringen wir auf dem harten Boden der ausgeräumten Dorfkirche.

Nach sechs Tagen Trekking und vielen scheuen, wunderschönen Kinderlachen, lachenden Müttern mit ihren Babies auf dem Rücken, stolzen Männern, gesichtstätowierten alten Frauen mit farbigen Wollmützen und den schönsten Zahnlücken der Welt wenn sie ihr Gesicht in Falten legen, erreichen wir das geschäftige Kampelet, den zentralen Ort dieser Gegend. Wir übernachten in der von den Dorfbewohnern betrieben Öko-Lodge und geniessen die verdiente warme Dusche. Einfach kaltes Wasser in den Kübel indem man steht einfüllen, zwei Liter heisses Wasser aus der Thermoskanne dazu giessen und dann mit der Plastikkelle über den Kopf und Körper giessen. Himmlisch! Am Abend besuchen uns die Dorfbewohner und führen ihre Tänze für uns auf. Eine alte Frau spielt auf der Nasenflöte. Die Dorfkinder probieren kichernd die paar Wörter Englisch die sie kennen an uns aus. Und unser Koch steht im blauen Anzug, rosa Hemd, Krawatte und viel zu grossem Ledermantel wie verwandelt mit Frau und Tochter Bettelnuss kauend bei uns.

Wir besuchen ein lokales Teehaus bevor wir uns auf den Weg hinunter zur Kultur und den vielen Sehenswürdigkeiten von Myanmar machen. Es sind die besten «Churros» der Welt die wir hier geniessen, gepaart mit dem süssesten, für unseren Geschmack ungeniessbaren Tee. Auch hier freuen sich alle Gäste über unsere Anwesenheit, zücken ihre Handys und fotografieren uns. Es sind unzählige und unvergessliche Momente voller Einfachheit, Herzlichkeit und Gastfreundschaft die wir von diesen Tagen in den Chin-Bergen mit nach Hause tragen.

Die nächsten Tage gehören einigen der vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten des goldenen Landes. In der alten Königstadt Bagan erkunden wir mit unserem deutsch sprechenden Guide Ko Nyan ein paar der über 3500 Pagoden gemächlich mit der Pferdekutsche. Auf der Schifffahrt den Irrawaddyfluss hoch finden wir Zeit unser Fotos vom Trekking zu sortieren, zu lesen und die vielen Eindrücke etwas zu verarbeiten. Auf der längsten Teakholzbrücke der Welt, der U Bein-Brücke, singen zwei junge Nonnen ihr Dankesmantra für uns, als wir Ihnen einen Geldschein zustecken. Im Langboot kurven wir knatternd über den Inle-See. Besichtigen u.a. eine Lotusseidenweberei, eine Zigarrenfabrik, die schwimmenden Gärten und machen eine Wanderung durch die kleinräumige Landwirtschaft auf den Hügeln.

Zurück in Yangon besuchen wir die Sehenswürdigkeit Nummer 1 in Myanmar, die Shwedagon Pagode. Sechsundsechzig Tonnen Gold, unzählige Buddha-Statuen und und die gemurmelten Gebete der Gläubigen im Abendlicht verzaubern uns. Im legendären The Strand Hotel geniessen wir ein kühles Glas Champagner. Ein Piktogramm verbietet Küssen im Zug mit dem wir durch die Stadt fahren. Und als wir mit den Velorickshaws ein Quartier erkunden werden wir spontan an eine Neujahrsparty zu Nudelsuppe und süssem Wein eingeladen. Die Einheimischen freuen sich riesig und lachen und fotografieren als wir uns auf die kleinen Plastikhocker setzen. In einem der besten Restaurant von Yangon stossen wir ein letztes Mal mit einem Glas Wein auf zwei unglaublich erlebnisreiche Wochen an. Unzählige lachende Gesichter, spannende Begegnungen, Hunderte von goldenen Pagoden und viele schöne Zahnlücken werden uns für immer in Erinnerung bleiben. Kyaw zu ba (Danke schön) Myanmar.