Ja, es war erneut eine herrlich abwechslungsreiche Reise durch den Süden von Tansania. Mit vielen spannenden Tierbeobachtungen (Vögel inbegriffen), Abenteuern und interessanten, gutgelaunten Gästen. Zu den unvergesslichen Erlebnissen gehört die Beobachtung von rund 50 Elefanten am Ruaha-River, die sich Wasserlöcher buddelten und satttranken. Dass wir bereits am ersten Safaritag erfolgreich auf Leopardenpirsch waren. Die vielen Giraffen, die einer Perlenkette gleich aufgereiht, zu uns hinüberschauten.
Der berührende Besuch im Fox-Waisenhaus in den Mufindi-Highlands. Aber auch die regnerisch-stürmische Bootsfahrt zur Schnorchelinsel vor Bagamoyo, in der sich die Aktivferiengäste als hochseetüchtige Seefahrerinnen und Seefahrer bewiesen.
Statt eines Reiseberichts mit vielen Tieren und Sonnenuntergängen zu schreiben, haben wir unterwegs unsere Naturführer nach ihren Lieblingstieren, ihren Träumen und danach, wie glücklich sie sind, befragt. In den Antworten steckt viel Liebe, Stolz und Afrika.
Interview mit Felix, Naturführer, Ruaha-Nationalpark
Wie heisst Du und wer bist Du rafiki?
Ich heisse Felix, arbeite im Ruaha-Nationalpark im Süden von Tansania, bin 27 Jahre alt, habe noch keine Familie und lebe bei meinen Eltern.
Wie bist Du Safariguide geworden?
In der Nebensaison machen wir in der Ruaha-River-Lodge Safariguidekurse. Dort schulen uns die erfahrenen Naturführer und wir lernen viel von Ihnen. Anfänglich dürfen wir die Guides begleiten und mit mehr Erfahrung dürfen wir dann allein Pirschfahrten leiten. Diese Kurse habe ich besucht und jetzt bin ich ein Safariguide (lacht stolz).
Was gefällt Dir am besten an Deinem Job?
Ich liebe die Natur. Und ich möchten noch mehr über die Natur lernen. Das kommt aus meinem Herzen.
Welches ist Dein Lieblingstier auf Safari und wieso?
Das sind immer die Elefanten. Über Elefanten gibt es so viele grossartige Geschichten zu erzählen. Ich sage Dir warum: Elefanten verhalten sich wie wir Menschen. Sie haben z. B. ein Langzeitgedächtnis und erinnern sich nach Jahren noch wo eines ihrer Familienmitglieder gestorben ist. Sie berühren dort die verbleichten Knochen mit ihren Rüsseln und verharren eine Weile. Auch nach vielen Jahren noch. Ist das nicht wunderbar?
Was zeichnet den Ruaha-Nationalpark aus?
Es sind viele Dinge, die den Ruaha Nationalpark hier im Süden von Tansania auszeichnen. Die drei wichtigsten: Erstens haben wir das endemische Kleine Kudu im Park. Dieses gibt es nur hier, nirgendwo sonst in Tansania. Dann haben wir den Ruaha-River, der dem Park den Namen gibt und vielen Tieren im und am Wasser Lebensraum bietet. Und drittens: es gibt viele verschiedene Landschaftsformen, von der Steppe bis zum Buschland. Unglaublich vielfältig ist der Park.
Bist Du glücklich Felix? Wieso?
(Lacht laut.) I am happy. Yes of course! Erstens: weil ich meinen Job liebe. Zweitens: Ich liebe die Natur und die Tiere und zusammen mit den Kunden sehe ich Dinge, die mich noch glücklicher machen! (Klopft mir auf die Schulter und lacht.)
Und was sind Deine Träume im Leben?
Oh, danke für die gute Frage! Ich möchte ein noch besserer, internationaler Naturguide werden. Und dann möchte ich meine eigene Company gründen, um Arbeitsplätze zu schaffen. Du weisst, in Tansania sind viel Menschen arm, ich möchte einigen von ihnen, in meiner Familie, in meinem Dorf und der Umgebung die Möglichkeit geben, ihre Situation zu verbessern und ein besseres Leben zu führen. Verstehst Du das? (Ich nicke und wir klopfen uns lachend gegenseitig auf die Schultern).
Danke Felix, für das gute Gespräch.
Hakuna matat, rafiki
Interview mit Emock, Naturführer, Ruaha-Nationalpark
Wie heisst Du und wer bist Du mein Freund?
Ich heisse Emock und bin Naturführer im Ruaha-Nationalpark. Ich bin 40 Jahre alt. Ich habe eine kleine Familie mit einem Jungen und zwei Mädchen.
Wie bist Du Safariguide geworden?
Nun, da möchte ich an dieser Stelle meinen grossen Dank an meinen Lehrer Nick Gravis aussprechen, der jedes Jahr drei Monate hierherkommt und uns schult. Er hat uns von «zeros to heros» gemacht. Ich habe keine Naturguide-Schule besucht, sondern mir all mein Wissen draussen in der Natur selbst und zusammen mit Nick und den anderen Guides angeeignet. Die Natur und die Tiere selbst sind meine besten Lehrmeister.
Was gefällt Dir am besten an Deinem Job?
Eigentlich alles, da gibt es nichts, was mir nicht gefällt (lacht). Frag mich jetzt auch nach meinem Lieblingstier!
Welches ist Dein Lieblingstier auf Safari und wieso?
Das sind die Löwen. Wegen ihres sozialen Verhaltens untereinander, vor allem wenn sie gemeinsam ihre Jungen aufziehen. Oder weil sie bis zwanzig Stunden am Tag ruhen können, wenn sie keinen Hunger haben und jagen müssen. Auch ihre Jagdtechnik ist faszinierend. Ich erinnere mich gut an die erste Jagd, die ich beobachten durfte. Die Löwinnen erlegten und erwürgten ein Impala, direkt vor meinen Augen. Das war unglaublich. Ich glaube, das hat meine Berufswahl beeinflusst.
Was zeichnet den Ruaha-Nationalpark aus?
Ruaha ist einzigartig. Wir sind im südlichsten Teil von Tansania. Wir haben hier bereits die Ökosysteme von Südafrika. Das Kleine und Grosse Kudu natürlich. Dann sind wir im Rift-Valley.
Auch in der Trockenzeit fliesst Wasser im Ruaha-River, oft unter der Erde. Dann schaufeln die Elefanten, die sind sowas von clever, mit ihren Füssen Wasserlöcher in den Sand – den Sand nutzen sie als Filter, wer trinkt schon gerne aus einer dreckigen Pfütze – trinken und hinterlassen so kleine Teiche für die anderen Tiere zum Trinken.
Solche Dinge machen den Ruaha- Nationalpark zu meinem Lieblingspark.
Bist Du glücklich, Emock? Wieso?
Ich bin sehr glücklich! Weil ich von den Tieren und der Natur lernen darf. Weil ich mit vielen interessanten Menschen aus der ganzen Welt unterwegs sein darf. Und weil wir gegenseitig voneinander lernen.
Was sind Deine Träume im Leben?
Jetzt möchte ich erst einmal ein noch besserer Guide werden. Und dann, wenn Gott es auch will, würde ich gerne eine eigene Safarifirma gründen und den Gästen Tansania näherbringen. Ein anderer Traum ist es, Lehrer für junge Naturführer zu werden. Und wenn ich zuhause bin, wo es keine wilden Tiere gibt (lacht), würde ich gerne mein Wissen über Vögel verbessern.
Danke Felix. Das mit den Vögeln hast Du jetzt aber nur gesagt, weil Du weisst, dass mich auch die gefiederten Freunde unterwegs interessieren!
(Lacht.) Nein, nein, ich meine das ernst. Wenn Du das nächste Mal kommst, werde ich es Dir beweisen! (In der Aussage steckt ganz viel Understatement: Felix hat bereits ein sehr grosses Wissen über Vögel!)
Interview mit Sunday, Massai-Naturführer, Ruaha-Nationalpark
Sunday und ich haben uns auf Englisch nur bruchstückhaft verständigen können. Einer der anwesenden Lodgemitarbeiter hat meine Fragen in Suahili übersetzt und als Dolmetscher vermittelt.
Wie heisst Du mein Freund?
Ich heisse Sunday.
Wie alt bist Du, Sunday?
(Lacht und überlegt.) Ich bin 48 Jahre alt.
Hast du Familie?
Ja, sieben Kinder.
Und wie viele Frauen?
Zwei Frauen (lacht).
Wie viele Kühe?
Fünfundzwanzig Kühe!
Wie bist Du hier Massaiguide geworden?
Mit dem Flugzeug! Ich bin vom Ngorongoro hierhergeflogen!
Was gefällt Dir am besten an Deinem Job?
Dass ich für meine Familie sorgen kann.
Welches ist Dein Lieblingstier?
Simba. Der Löwe.
Wieso ist der Löwe Dein Lieblingstier?
Weil die immer um meine Herde herumstreifen und ich sie gut beobachten kann.
Bist Du glücklich, Sunday? Wieso?
Klar bin ich glücklich. Ich bin ein Buschmann. Ich kann im Busch leben. Deshalb bin ich glücklich. (Dann überlegt Sunday und schiebt dem Übersetzer noch einen Satz nach.) Und er sei auch glücklich, weil er hier viele internationale Menschen kennenlernen könne.
Was sind Deine Träume im Leben?
(Hier folgte ein längeres Hin und Her auf Suahili und Massai). Ich habe drei Träume, antwortet Sunday schliesslich. Erstens möchte ich mehr Kühe haben. Zweitens möchte ich meine Kinder in die Schule schicken. Und drittens möchte ich in Zukunft reich werden. Für meine Familie und für mich.
Asante Sunday, für das gute Gespräch.
Interview mit Lasayo, Massai-Naturführer, Ruaha-Nationalpark
Auch bei diesem Interview haben mir die Mitarbeiter der Lodge beim Übersetzen mit viel Lachen, Gestik und Hin und Her geholfen.
Wie alt bist Du Massai Lasayo?
Ich bin 47 Jahre alt.
Hast Du Familie?
Ja.
Was für eine Familie?
Sieben. Zwei Frauen, drei Jungs und zwei Mädchen.
Und wie viele Kühe, Ziegen, Schafe?
Zehn Kühe. Keine Schafe oder Ziegen.
Wie bist Du hier Massaiguide geworden?
Mit dem Jeep.
Und wo ist Dein Heimatdorf?
Beim Ngorongoro Krater. Dort wo Ihr Euer Camp habt.
Was gefällt Dir am besten an Deinem Job?
Dass ich im Busch arbeiten kann.
Welches ist Dein Lieblingstier?
Cheetah. Der Gepard. Die sind hübsch gezeichnet und haben süsse Junge.
Aber die jagen doch Deine Kühe, trotzdem liebst Du sie?
Ja. Trotzdem. Ihr Fell ist so wunderschön gezeichnet.
Was ist besonders an Deiner Heimat, dem Ngorongorokrater?
Es ist wunderschön dort. Es gibt viele Tiere. Es gib viel Futter dort. Es gibt nur eine kurze Trockenzeit. Es ist einfach wunderschön dort.
Bist Du glücklich, Massai Lasayo? Wieso?
Sana. Sehr! Weil ich hier viele nette Gäste kennenlerne.
Und was sind Deine Träume im Leben?
Ich möchte hier viel Geld verdienen. Um mehr Kühe zu kaufen. Und um meine Kinder weiterhin in die Schule schicken zu können.
Asante sana, Massai Lasayo.
Karibu. Gerne geschehen.
Interview mit Julius, Massai-Naturführer, Ruaha-Nationalpark
Auch bei diesem Interview halfen mir die Lodgemitarbeiter zwischen Englisch, Massai und der Maa-Sprache der Massai zu vermitteln. Auch hier wieder mit viel Lachen, Pausen und Schulterklopfen.
Wie alt bist Du Massai Julius?
Ich bin 38 Jahre alt.
Hast du Familie?
Ja.
Wie viele Kinder?
Zwei.
Wie viele Frauen?
Zwei.
Zwei Kinder mit zwei Frauen?
Ja.
Und wie viele Kühe?
Zwanzig.
Woher stammst Du, Massai Julius?
Ich komme aus Arusha.
Wie bist du hier Massaiguide geworden?
Mein Onkel arbeitet hier. Ich ging ins Mufindi-Highland um meinen Bruder zu besuchen. Dort bekam ich die Gelegenheit auf der Mufindi-Highland-Farm zu arbeiten. Dann durfte ich für die Fox-Familie in der Mikumi-Lodge arbeiten. Und jetzt bin ich hier.
Gefällt Dir die Arbeit hier?
Ja, ich liebe meine Arbeit hier.
Welches ist Dein Lieblingstier?
Simba. Der Löwe.
Warum?
Weil sie so kraftvoll sind.
Aber die Löwen jagen doch Deine Kühe?
Ja klar. Wieso nicht. Die Löwen müssen auch ihre Jungen füttern. Aber ich bewache ja die Herde in der Savanne und im Busch. Jeden Tag folgen die Löwen mir im Busch und ich kann jeden Tag Löwen beobachten.
Bist Du glücklich?
Yes!
Wieso bist Du glücklich?
Also, ich bin glücklich, weil ich mein Leben in der Savanne und im Busch leben kann.
Und welchen Traum träumst Du?
Ich träume davon, ein guter Naturführer zu werden. Ich liebe es die Menschen durch die Savanne und den Busch zu führen. Ich möchte Ihnen das Leben von uns Buschmännern näherbringen. Und ich möchte gerne Eure Sprache lernen (lacht).
Asante sana, Buschmann Julius.
Karibu, mein Bruder.
Interview mit Katakara, Massai-Naturführer, Nyerere-Nationalpark
Wie heisst Du?
Ich heisse Katakara. Aber nenn mich Kata!
Von welchem Stamm bist Du, Kata?
Vom Stamm der Massai. Aus dem Norden von Tansania.
Wie viele Kühe besitzt Du?
Ich habe sieben Kühe. Drei Schafe und zehn Geissen.
Familie?
Ja, wir sind sieben, drei Brüder und vier Schwestern.
Du bist verheiratet?
Ja. Eine Frau, ein Sohn, eine Tochter. Der Junge ist sieben Jahre alt, die Tochter drei Jahre.
Wie bist Du hier Naturguide geworden?
Ich bin hierhergekommen, weil es ein super Lodge ist. Weil es hier viele schöne Erlebnisse zu machen gibt. Weil hier nette Menschen arbeiten. Und ich für eine ganz tolle Firma in Südtansania arbeiten kann.
Wieso liebst Du Deine Arbeit?
Ich liebe die Natur und erkläre diese gerne den Gästen. Beides kann ich hier tun.
Welches ist Dein Lieblingstier?
Mein Lieblingstier ist eines der friedlichsten Tiere auf der Welt, die Giraffe. Sie jagt nicht und tötet weder Tiere noch Menschen. Und deshalb ist die Giraffe auch das Nationaltier von Tansania!
Bist Du glücklich?
Ich bin sehr glücklich. Denn ich treffe hier viel Menschen aus der ganzen Welt. Einig von ihnen herausfordernde Menschen. Viele von ihnen glückliche Menschen. Und das macht mich glücklich, mit diesen Menschen zusammen zu sein.
Wovon träumst Du?
Mein Traum? Eine eigene Firma zu gründen. Das ist mein Traum.
Asante sana, Massai Katakara.
Karibu sana, Dominik.
Dominik Abt, Wanderleiter SBV mit eidg. FA